Keine Armut in Deutschland?

Keine Armut in Deutschland?

Erschienen am Mittwoch, 4. September 2013

Immer mal wieder veröffentlicht das Statistische Bundesamt Daten zur Armutsgefährdung in Deutschland. So auch in seiner Presseerklärung 288/13 vom 29. August 2013. Basis dafür ist der Mikrozensus.

Schreibt das Statistische Bundesamt: „Seitdem [seit 2005] haben sich die Armutsquoten in Ost- und Westdeutschland zwar angenähert, dennoch blieb die Armutsgefährdung in Ostdeutschland auch 2012 höher. 2005 galten 20,4 % der ost-deutschen Bevölkerung und 13,2 % der Menschen in Westdeutschland als armutsgefährdet.“

Das Problem liegt vielleicht anders: Für Gesamtdeutschland stieg das Armutsrisiko von 14,7 Prozent (2005) auf 15,2 Prozent (2012). Das heißt, in acht Jahren nahm das Armutsrisiko um 0,5 Prozent der Bevölkerung zu. Bei 80 Millionen Einwohnern sind also 400.000 Menschen zusätzlich von dem Armutsrisiko bedroht. Oder anders: Jahr für Jahr rutschen 50.000 Menschen zusätzlich in das Risiko der Armut.

Deutschland hat mit 15,2 Prozent seiner Bewohner gute 12 Millionen Menschen, die von dem Risiko der Armut betroffen sind. Wir finden, das ist eine hohe Zahl für ein so reiches Land wie das unsere. Und, wer heute von Armut bedroht ist, kann morgen durchaus der Altersarmut anheimfallen.

Sagt der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in einem Gutachten zur Altersarmut vom 30. November 2012: Der Beirat stellt fest, dass Armut im Alter im Vergleich zur Gesamtbevölkerung gegenwärtig nicht besonders hoch ist…

Wie bitte, gegenwärtig nicht besonders hoch? Na ja, 12 Millionen Menschen, was ist das schon?