Arme Gastarbeiter

Arme Gastarbeiter

Erschienen am Freitag, 12. September 2014

Die meisten kennen es gar nicht, das WSI, das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut, das Teil der Hans-Böckler-Stiftung ist. Es hat seinen Sitz in Düsseldorf und bringt immer mal wieder Untersuchungen zu Fragen der Wirtschaft und zur sozialen Sicherung.

Unter dem an sich harmlosen Titel ‚Die Gastarbeiter – Geschichte und aktuelle soziale Lage’
veröffentlichte das WSI den Report 16 vom September 2014. Und was steht da drin?
Im Jahr 2012 erhielten deutsche Rentner durchschnittlich 1109 Euro (Männer) bzw. 572 Euro (Frauen) pro Monat. Gastarbeiter aus den ehemaligen Anwerbeländern bekamen deutlich weniger: 738 bzw. 410 Euro monatlich. Wirtschaftliche Veränderungen haben dafür gesorgt, dass aus den früheren Normalverdienern Menschen wurden, die von Altersarmut bedroht sind: der Abbau von Jobs bei Kohle, Stahl und Werften, steigende Arbeitslosigkeit, Wegrationalisierung von einfachen und körperlich anstrengenden Arbeitsplätzen.

Diese Entwicklungen trafen vor allem die Gastarbeiter. Ihr geringes Qualifikationsniveau sorgte dafür, dass das monatliche Arbeitseinkommen sank und ihre Renten heute noch niedriger sind als die ohnehin schon niedrigen Renten der Deutschen.

Warum sollte uns das eigentlich kümmern? Zum einen sollten wir wenigstens dieses Mal versuchen, die gemachten Fehler beim Anwerben von Arbeitskräften aus dem Ausland zu vermeiden. Und angeworben wird: Um den Fachkräftemangel zu bewältigen setzt z. B. die Bundesagentur für Arbeit auf qualifizierte Zuwanderer aus Spanien, Griechenland und Portugal. Ingenieure, Ärzte, Pflegepersonal und Facharbeiter könnten aus Bulgarien und Kroatien kommen usw.

Zum anderen sollten wir auch wissen, dass die genannten Probleme auch einem zunehmenden Teil der deutschen Bevölkerung bevorstehen: Einkommenseinbuße, Arbeitsplatzverlust, Altersarmut.