Cui bono?

Cui bono?

Erschienen am Montag, 25. Mai 2015

Immer mal wieder beglückt uns das Statistische Bundesamt (Destatis) mit einer Bevölkerungsvorausschau. Dieses mal ist es die 13., bis zum Jahr 2060. Solche Bevölkerungsvorausberechnungen sind keine Prognosen, sagt Destatis. Sie liefern „Wenn-Dann-Aussagen“ und zeigen, wie sich die Bevölkerung und deren Struktur unter bestimmten Annahmen verändern würden.

Da kann aber man so seine Zweifel haben. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung wies in seinem Wochenbericht 24-25/97 darauf hin, dass Destatis 1979/80 für Westdeutschland 40 bis 50 Millionen Einwohner im Jahr 2030 errechnete (Mittelwert 45 Millionen). In der Vorausschau von 1994 korrigierte sich Destatis auf 60 bis 65 Millionen westdeutsche Einwohner (Mittelwert 62,5 Millionen). Damit änderte Destatis innerhalb von eineinhalb Jahrzehnten den Mittelwert um 17,5 Millionen Einwohner nach unten. Das entspricht mehr als einem Drittel der westdeutschen Bevölkerung. In der ‚9. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung’ hat Destatis die zukünftige Einwohnerzahl erneut korrigiert. Danach wird diese nunmehr im gesamten Deutschland in den nächsten 50 Jahren um zwölf bis 17 Millionen abnehmen. So war es jedenfalls in der Sozialpolitischen Umschau Nr. 440 zu lesen.

Heute will es keiner mehr wissen, wir Deutschen waren mal ein Volk ohne Raum, und das mit 136 Einwohnern pro km2. Hätte Destatis recht mit seiner Prognose, pardon Bevölkerungsvorausschau, dann ginge die Zahl der Einwohner von zur Zeit rund 226 km2 auf etwa 196 km2 zurück. Jeder von uns hätte also etwas mehr Platz.

Aber dann gibt es noch Leute, die meinen, solche Sichten der Zukunft würden nicht ohne Hintersinn vorgenommen, sie würden als Mittel zur politischen Meinungsmache missbraucht. Sie seien insbesondere dann kritisch zu hinterfragen, wenn sie Aussagen über lange Zeiträume oder in dynamischen Systemen beträfen. Man hört sie praktisch schon die Stimmen, die vermehrte Einwanderung fordern, die die Zahl der Rentner steigen und die der Berufstätigen stark fallen sehen.

Viele von uns werden das 2060 nicht mehr erleben. Aber die Folgen solcher Vorausschauen werden wir in naher Zukunft vermehrt spüren: Einschnitte bei den Löhnen, Absenkung des Rentenniveaus, steigende Altersarmut.